Tipps für die Motorradtour mit Sozius
Zu zweit auf einem Motorrad durch die Lande zu touren, kann doppelt Spaß machen. Allerdings müssen Fahrer und Beifahrer perfekt aufeinander eingespielt sein - sonst kann es gefährlich werden.
Als Beifahrer im Sattel zu sitzen, das ist für viele Motorradfans nur Fahren zweiter Klasse. Der Fahrspaß allein sei bei weitem größer, sagen echte Biker. Doch es gibt auch einen anderen Standpunkt: Während die Augen des Piloten am Asphalt kleben, kann der Sozius entspannt den Blick über die Landschaft schweifen lassen. Wichtig für beide ist dabei das richtige Verhalten und die Vorbereitung des Motorrades.
Fahrer und Sozius müssen Einheit bilden
Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit in Essen (ifz) warnt vor den größten Fehlern, die dem Sozius unterlaufen können: "In Kurven nicht gegensteuern und die Füße auf den Rasten lassen." Denn wer bei Schräglage durch die falsche Körperhaltung gegenlenkt, der gefährdet die Fahrstabilität - was sogar zum Sturz führen kann. Wer es richtig machen will, blickt immer über die Fahrerschulter, die sich zur Innenseite der Kurve neigt, heißt es beim ADAC.
Sobald der Fahrtwind die Helme umweht, sollten Fahrer und Sozius "eine Einheit bilden", rät Haasper. Am besten umgreift der Sozius die Taille des Piloten - gerade bei schärferen Bremsmanövern kann er sich so besser abstützen. Im Handel erhältlich seien auch spezielle Nierengurte für den Fahrer mit Haltegriffen.
Die Harmonie zwischen Fahrer und Beifahrer ist bereits gefragt, bevor Gas gegeben wird. Denn schon das Aufsteigen des Passagiers kann laut dem Zweiradsicherheitsexperten "zur kitzeligen Angelegenheit werden". Dem Fahrer rät Haasper, beide Füße fest am Boden zu halten. Die veränderten Bedingungen der Schwerkraft ließen sich bei Trockenübungen auf dem Parkplatz testen. Spezielle Fahrsicherheitstrainings für Soziusfahrten gibt es selten, doch die Trainer gehen in der Regel auf entsprechende Nachfragen ein, sagt Andreas Hölzel vom ADAC.
Fahrtest vor der Reise lohnt sich
Der Fahrtest vor der großen Tour empfiehlt sich auch deshalb, weil das Verhalten bei Touren zu zweit grundlegend anders ist. «Bei Überholvorgängen kann der Einfluss erheblich sein», sagt Haasper. Vor allem bei schwach motorisierten Krafträdern könne sich der Überholweg schnell verdoppeln. Zudem muss der längere Bremsweg einkalkuliert werden. Beachtet werden sollte auch, dass die Maschine bei Fahrten zu zweit wegen der größeren Seitenfläche anfälliger für Seitenwind ist.
Das Motorrad selbst muss ebenfalls fit gemacht werden. Bei Sozius-Fahrten wird das Vorderrad ent-, das Hinterrad stärker belastet. Durch die veränderte Achslastverteilung reagiert das Vorderrad ungenauer auf die Lenkbefehle, die Hinterradbremse ist stärker gefragt. Der ADAC rät deshalb, die Federelemente anzupassen: Vor allem im Heck müssen Federvorspannung und - wenn einstellbar - die Dämpfung erhöht werden. Wie das funktioniert, kann im Fahrerhandbuch nachgelesen werden.
Reifendruck muss erhöht werden
Eine Voraussetzung gilt für alle Sozius-Fahrten, wie Jan Phillip Denkers von der Landesverkehrswacht Niedersachsen sagt: "Sie dürfen nur eine zweite Person mit auf Ihr Motorrad nehmen, wenn es baulich dafür ausgerüstet ist - also Beifahrersitz, Fußrasten und Haltevorrichtungen montiert sind." Zur Vorbereitung gehört laut Matthias Haasper auch, den Reifendruck zu erhöhen und die Neigung der Scheinwerfer zu justieren. Der richtige Druck hängt letztlich von der Beladung ab. Der ADAC empfiehlt mindestens 0,2 bar mehr als im Solobetrieb. Der maximal zulässige Druck kann in der Regel in der Betriebsanleitung nachgelesen werden.
Sozius soll sich genauso kleiden wie der Fahrer
Wichtig für große Touren mit Gepäck: Die erlaubte Zuladung beachten. Zwar wird laut Matthias Haasper mit dem Beifahrer allein das zulässige Gesamtgewicht in der Regel nicht überschritten. Sind aber zusätzlich vollgestopfte Seitenkoffer an Bord, ist das Motorrad schnell überladen. Ebenfalls wichtig ist das Thema Bekleidung: "Der Sozius muss sich genauso kleiden wie der Fahrer", rät Haasper.
Nur der Schutzhelm ist gesetzlich vorgeschrieben, empfehlenswert ist aber die komplette Montur samt Handschuhen, Stiefeln und Protektoren. Funktionieren sollte unterwegs auch die nötigste Kommunikation zwischen Fahrer und Beifahrer. Da Windgeräusche vor allem bei höherem Tempo die Verständigung durch Worte meist unmöglich machen, rät Haasper zu Absprachen. Wer das Geld für eine Helmsprechanlage sparen möchte, vereinbart Klopfzeichen - etwa so: "Zweimal klopfen heißt Pause, einmal klopfen: bitte langsamer fahren."
QUELLE: DPA